ADHS und Substanzmissbrauch sind eng miteinander verbunden. Laut verschiedenen Studien haben Menschen mit ADHS ein höheres Risiko, Substanzkonsumstörungen zu entwickeln. Dies liegt oft daran, dass Betroffene Substanzen zur Selbstbehandlung von nicht diagnostizierten oder unzureichend behandelten ADHS-Symptomen, wie Impulsivität oder Konzentrationsmangel, verwenden. In diesem Artikel werden wir den Zusammenhang zwischen ADHS und Substanzmissbrauch untersuchen und erkunden, ob ADHS-Betroffene tatsächlich anfälliger für Abhängigkeiten sind.
Ist das Risiko einer Abhängigkeit bei ADHS höher?
Laut einer wissenschaftlichen Studie, die im PubMed Central veröffentlicht wurde, könnten ADHS-Betroffene ein höheres Risiko haben, Substanzkonsumstörungen zu entwickeln. Die Studie zeigt, dass im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung Personen mit Substanzkonsumsstörungen häufiger auch ADHS haben. Beispielsweise zeigte eine Studie über Cannabisgebrauchsstörungen, dass 38% der Teilnehmer/-innen ADHS haben. Eine andere Studie ergab, dass 23% der jungen Erwachsenen aus der Stichprobe gleichzeitig ADHS haben. Daher ist laut der Forschung die Wahrscheinlichkeit, eine Substanzkonsumstörung zu entwickeln, bei ADHS-Betroffenen fast doppelt so hoch wie bei Nicht-ADHS-Betroffenen. Es ist daher wichtig, sich an spezialisierte Fachleute zu wenden, um beide Bedingungen zu behandeln.
Woher stammt der Zusammenhang zwischen ADHS und Substanzmissbrauch?
Die genauen Gründe für die Verbindung zwischen ADHS und Substanzmissbrauch sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wurden verschiedene Theorien vorgeschlagen, darunter:
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- ADHS-Symptome und Abhängigkeiten: Die charakteristischen ADHS-Symptome, wie Impulsivität, Hyperaktivität und Herausforderungen im beruflichen und akademischen Bereich, können die Neigung einer Person zum Substanzkonsum erhöhen.
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- Genetische Einflüsse: Es könnte einen genetischen Zusammenhang zwischen ADHS und dem Risiko der Entwicklung einer Substanzkonsumstörung geben.
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- Selbstbehandlung: ADHS-Betroffene könnten versucht sein, psychoaktive Drogen als Form der Selbstbehandlung im Sinne einer Selbstmedikation zu verwenden, um die ADHS-Symptome zu lindern. Bitte beachte, dass Substanzkonsum keine Medikation darstellt. Solltest du das Gefühl haben, dass deine Symptome medikamentös behandelt werden sollen, wende dich bitte an ärztliches Fachperson oder melde dich bei uns!
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- Ähnlichkeiten in der Gehirnstruktur: In einem Artikel, der 2017 im PubMed Central veröffentlicht wurde, wird vermutet, dass die Gehirne von ADHS-Betroffenen und Personen mit Substanzkonsumstörungen ähnliche strukturelle Merkmale aufweisen könnten, darunter eine kleineren Frontalkortex und ein kleineres Kleinhirn. Diese Bereiche sind beide am Belohnungssystem des Gehirns beteiligt, und ihre Reduktion könnte daher die Anfälligkeit für Substanzabhängigkeit erhöhen.
ADHS-Betroffene, die jedoch frühzeitig eine Behandlung für ihre Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung erhalten, könnten weniger anfällig für Substanzgebrauchsstörungen sein als diejenigen, die die ADHS-Behandlung später beginnen. Deshalb ist es wichtig, sich an spezialisierte ADHS-Fachkräfte zu wenden, die bei der Bewältigung der Probleme helfen können.
ADHS-Merkmale, die mit Substanzkonsum verbunden sind
Expert/-innen haben bei der Analyse von ADHS eine Reihe von Merkmalen identifiziert, die Abhängigkeit beeinflussen können, darunter:
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- Impulsivität: ADHS-Betroffene neigen dazu, ohne nachzudenken zu handeln und manchmal unüberlegte Entscheidungen zu treffen, was zu riskanten Verhaltensweisen wie Substanzmissbrauch führen kann.
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- Suche nach sofortiger Belohnung: ADHS-Betroffene suchen oft nach sofortiger und konstanter Belohnung, was sie dazu bringen könnte, übermäßig nach neuen Reizen zu suchen und dadurch das Risiko einer Abhängigkeit zu erhöhen.
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- Stress und Angst: Angst und Stress sind häufige Probleme bei ADHS, und Betroffene könnten Substanzen als Selbstmedikation verwenden, um sich zu entspannen und Angst und Stress zu lindern. Mehr über den Zusammenhang zwischen ADHS, Angst und Stress erfährst Du im Artikel: ‘ADHS und Stressbewältigung: 5 Tipps für den Alltag’.
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- Konzentrationsschwierigkeiten: ADHS-Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dies kann sie dazu bringen, nach sofortiger Belohnung zu suchen, was das Risiko einer Abhängi,gkeit erhöht.
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- Emotionale Regulationsprobleme: ADHS-Betroffene haben oft Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, was dazu führen kann, dass sie Substanzen oder zwanghafte Verhaltensweisen verwenden, um negative Emotionen zu bewältigen.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Merkmale nicht unbedingt bei allen ADHS-Betroffenen auftreten, die eine Abhängigkeit entwickeln. Es gibt jedoch Risikofaktoren, die zur Erhöhung der Abhängigkeitsgefahr bei ADHS-Betroffenen beitragen und die Bewältigung der Bedingung erschweren können.
Weitere zu berücksichtigende Faktoren
Unter den Risikofaktoren, die zur Entwicklung von Abhängigkeiten beitragen können, neben den bereits analysierten und mit ADHS-Symptomen verbundenen, sind folgende zu nennen:
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- Familiäre Vorgeschichte von Substanzgebrauch: Die Exposition gegenüber dysfunktionalen Verhaltensmustern und der leichte Zugang zu Substanzen im familiären Umfeld können die individuellen Entscheidungen negativ beeinflussen.
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- Gruppenzwang: Die Zugehörigkeit zu Peer-Gruppen, die Substanzen konsumieren, kann ein wichtiger Risikofaktor sein. Der Wunsch, sich der Gruppe anzupassen und Akzeptanz zu finden, kann die Person dazu bringen, Substanzen auszuprobieren.
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- Kindheitstraumata: Traumatische Erfahrungen in der Kindheit können tiefgreifende psychologische und Verhaltenskonsequenzen haben. Wenn diese emotionalen Wunden nicht angemessen behandelt werden, können sie zum Konsum von Drogen oder Alkohol als Fluchtmechanismus führen.
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- Soziale Schwierigkeiten: ADHS-Betroffene haben oft Schwierigkeiten, soziale Beziehungen aufzubauen und positive Beziehungen zu pflegen. Soziale Isolation und geringes Selbstwertgefühl können die Anfälligkeit für Abhängigkeiten erhöhen, die als Mittel zur Überwindung von Einsamkeit und zur Linderung dienen können.
Es ist wichtig zu bedenken, dass das vollständige Verständnis des komplexen Zusammenhangs zwischen ADHS und Substanzkonsum weitere Forschung und Untersuchungen erfordert. Es ist jedoch immer wichtig, sich an spezialisierte ADHS-Fachleute zu wenden, um die Bedingung besser zu verstehen und zu wissen, wie man im Fall einer Abhängigkeit handelt.
Häufige Abhängigkeiten bei ADHS
Es gibt verschiedene Arten von Abhängigkeiten, die das Leben von ADHS-Betroffenen beeinflussen können. Ein Beispiel ist die Technologieabhängigkeit, die in einem anderen Artikel des GAM Medical Blogs behandelt wird, den Du lesen solltest, wenn Du mehr über das Thema erfahren möchtest: ‘ADHS und Technologie: 5 Auswirkungen und Lösungen’. Was jedoch die Substanzabhängigkeiten betrifft, so sind die häufigsten bei ADHS-Betroffenen:
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- Nikotin: Rauchen ist eine der häufigsten Abhängigkeiten, auch bei ADHS-Betroffenen, da Nikotin kurzfristig die Konzentration und Aufmerksamkeit erhöhen kann und somit eine vorübergehende Linderung der ADHS-Symptome bietet. Laut einer wissenschaftlichen Studie, die im PubMed Central veröffentlicht wurde, entwickeln mehr als 50% der rauchenden Jugendlichen mit ADHS als junge Erwachsene eine Substanzkonsumstörung.
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- Alkohol: Alkohol könnte als Mittel zur Selbstmedikation gegen ADHS-Symptome wie Angst und Impulsivität angesehen werden. Langfristig kann Alkohol jedoch die ADHS-Symptome verschlimmern und zur Abhängigkeit führen.
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- Cannabis: Cannabis kann ähnliche Effekte wie Alkohol haben, indem es vorübergehend die ADHS-Symptome lindert, gleichzeitig jedoch das Gedächtnis und die Konzentration beeinträchtigen und das Risiko einer Psychose erhöhen kann.
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- Kokain und Amphetamine: Diese Stimulanzien können den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen und somit die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern. Sie können jedoch abhängig machen und ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen.
Hilfe von ADHS-Expert/-innen suchen
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle ADHS-Betroffenen eine Abhängigkeit entwickeln. Das Wissen um Risikofaktoren und Warnsignale ist jedoch nützlich, um frühzeitig eingreifen zu können. Hilfe von ADHS-Expert/-innen zu erhalten, ist entscheidend, und genau das bietet GAM Medical.
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Wenn Du mehr über ADHS erfahren möchtest, empfehlen wir Dir bei unserem ADHS Blog vorbeizuschauen mit supervielen spannenden Artikeln rund um das Thema ADHS.
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